Ins kalte Wasser springen? Vielleicht ist es ja gar nicht so kalt! Und schwimmen können ja die meisten.
Gastbeitrag von Bettina Dürrenberger
Frauenquote, Gleichberechtigung, Frauenförderung, Vereinbarkeit …. In der Berufswelt fehlen Frauen in den oberen Führungsebenen. Diverse Statistiken führen uns immer wieder vor Augen – Frauen fehlen in der sogenannten Teppichetagen. Ein Unternehmen, das vor allem von Männern geführt wird, dessen Entscheide vor allem aus ihrer Sicht gefällt werden, ist das wirklich das, was wir wollen?
Ich denke, die Antwort wird oft sein – Nein, natürlich nicht.
Die Frauen repräsentieren 50% der Weltbevölkerung, warum sollten also die meisten Unternehmungen nicht auch in etwa dieser Quote in der Führung widerspiegelt werden? Es liegt auf der Hand, dass dies das Ziel sein sollte. Die Frage aber, wie wir dorthin kommen, die ist doch komplexer.
Warum fehlen Frauen in höhere Kaderpositionen?
Ich masse mir nicht an, die Antwort darauf zu haben. Ich kann lediglich aus eigener Erfahrung und aus Beobachtungen meine Schlüsse ziehen. Beobachtet habe ich einige Frauen. Sehr Ehrgeizige, wenige sehr Erfolgreiche und vor allem – viele, die sich nicht mehr zutrauen oder zugetraut haben. Solche, die nicht die Teamleiterinnen Rolle übernehmen wollten, solche, die in Vorstellungsgesprächen kaum ihre Stärken artikulieren konnten und vor allem solche, die sagten: "Führungsrolle – nein, das kann ich nicht." Solche, die schweigen in Sitzungen, weil sie nicht „angeben“ wollen… und selber kenne ich das Gefühl auch. Wenn ich staunend einigen Männern zuschaue, wie sie selbstverständlich Verantwortung und Risiko übernehmen, wie sie gerne den Raum füllen mit Worten und ihrer Präsenz. Und wie ich mich manchmal dafür verbiegen muss, wie sie zu sein.
Ich kann zwei Dinge festhalten: Die männliche Art zu führen und zu denken liegt mir nicht immer und bringt mich manchmal an meine Grenzen. Ich fühle mich dazu verpflichtet, mich anzupassen und mag es nicht. Die zweite Erkenntnis – Die Männer tun ihr Bestes, uns zu fördern. Die meisten sind wirklich bemüht und trotzdem gelingt es ihnen oft nicht.
Also müssen wir anfangen, selber zu gestalten, zu visionieren und unseren Stil finden. So und nur so können beide Geschlechter nämlich voneinander profitieren. Und wir brauchen dazu Mut. Das fehlt uns oft. Leider...
Wie soll also ein weiblicher Führungsstil aussehen?
Was können wir besonders gut und wie können wir das in die Geschäftswelt einbringen, ohne uns die ganze Zeit verbiegen zu müssen? Was brauchen Frauen, damit sie sich trauen, zu führen?
Unsere Intuition, unser Gespür für uns und andere. Unsere Fähigkeit, zu integrieren und zu verbinden und zu visionieren. Unsere Motivation, dort zu wirken, wo wir etwas bewirken, das dürfen wir nicht verleugnen. Vielmehr sollte es normal sein, dass dies Stärken sind die in Verhandlungen, in Entscheidungen über Teamzusammensetzungen und nicht zuletzt in Projekten, wo zusammengearbeitet wird, sehr, sehr viel Wert haben.
Unsere Aufgaben als Frauen ist es also, zu erkennen, wo unsere Stärken sind. Diese zu leben, andere Frauen damit zu befähigen, die Stärken zu leben und dann endlich das machen, was anscheinend einer grössen Anzahl von Männern einfacher fällt: uns trauen, Fehler zu machen. Uns trauen, auszuprobieren, zu verbessern und nochmals zu probieren. Solange, bis unser Stil gefunden und gelebt wird. Solange, bis wir nicht mehr das Gefühl haben, uns verbiegen zu müssen.
Wie führst du? Wie möchtest du geführt werden und was fehlt dir im Moment, damit das möglich ist? Wann fühlst du dich als „Alien“ und was bräuchtest du, damit es nicht so ist? Was brauchst du, damit du den Mut hast, einen Karriereschritt weiterzugehen? Was hindert dich im Moment daran?
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